Lachyoga mit Robert Butt in den Medien
Kieler Nachrichten
Lachen ist gesund: 'Lachen' macht frei
Lernen kann man es im Lachyoga-Workshop. Pünktlich zum Weltlachtag am morgigen Sonntag ließen sich in Hamburg 21 lachlustige Leute in die aus Indien stammende Kunst der Zwerchmuskel-Stimulation einweisen.
JOURNAL-Autor Jan Dube lachte mit.
Ein mürrischer Mensch bin ich nicht. Wenn aber das Baby morgens um halb sechs aus seinem Kinderbett juchzt und die Welt entdecken will, dann ist das ziemlich früh. Zumal ich heute einen wichtigen Termin habe. Hilft nichts. Die Frau döst weiter, ich opfere mich. Baby trocken legen, Strampler raussuchen, Banane verfüttern, Rasseln schwingen, Bälle rollen, dann duschen, rasieren und in die Klamotten hüpfen. Ein müder Mann hat morgens wenig zu lachen. Beim Blick in den Spiegel schaue ich in ein Gesicht mit leicht muffigen Zügen. Dann muss ich los. Lachen lernen. Im „Gewächshaus" - laut Internet-Info „Hamburgs Oase für spirituelles Erleben".
„Lasst uns froh und munter sein/ und uns recht von Herzen freu'n." Ich summe das Lied, das mir im Auto in den Sinn kommt, ohne echte Überzeugung. Dann bin ich da. Das Gewächshaus ist ein lichter Ort. Ein Ort der Erleuchtung gar? Im Farnkraut hockt ein fetter Bronze-Buddha, von der Decke baumelt ein indianischer Traumfänger, und aus dem Ghetto-Blaster tönen sanfte Gitarrenklänge. Ein wenig esoterisch alles. Hmm. Das kann ja heiter werden.
„Guten Morgen", trällert Robert Butt, der Lachyoga-Trainer. Auf Korbstühlen sitzen schon Martina, Marita, Anita, Alex und Andrea. „Jan" schreibe ich mit Filzer auf gelbes Tesa-Krepp und pappe meinen Namen aufs Hemd. In der Ecke steht Fencheltee. Ich gieße mir ein und geselle mich zu den Wartenden. Man lächelt sich verlegen zu. Nach und nach trudelt auch Volker, Ursula, Ralph und Karen, Gitta, Gerd und wie sie alle heißen ein. 21 Lachyoga-Frischlinge.
„Lachen ist die beste Medizin", erklärt Robert, der dynamische Engländer. „1995 hat der indische Arzt Madan Kataria das Lachyoga in Bombay erfunden, seitdem begeistern sich weltweit immer mehr Menschen dafür."
Auch ich? Mal gucken. Um befreit lachen zu können, sagt Robert, müsse man sich auf das Heitere, das Positive im Leben konzentrieren. Reihum darf jeder von einen positiven Erlebnis erzählen, dann wird es ernst. Hüpfen ist angesagt, dabei klatschen und fröhlich „Ho!Ho!Hahaha!" rufen. Dann heißt es tanzen, zu fetzigem Latino-Groove. Danach hüpfen wir wieder, wild durcheinander, und klatschen. „Ho! Ho! Hahaha! " Dann tanzen. Immer im Wechsel. „Ho!Ho!Hahaha!" rufe ich tapfer. Erst zögerlich, dann immer lauter. Und tanze wie sonst nur nachts in der Disko. Morgens um halb elf. Erstaunlich!
„Normalerweise funktioniert Lachen über den Intellekt", erläutert Robert. „Nach einem Witz zum Beispiel gibt das Hirn dem Körper das Signal zu Lachen". Beim Lachyoga macht man es umgekehrt. Man setzt Zwerchfell und Stimme einfach in Gang.
„Auch wenn das Hirn dem Körper sagt: Moment mal, du spinnst wohl' - Egal. Lasst es fließen", ruft Robert und stachelt uns mit einem englischen Sprichwort an:„ Fake it, fake it, until we make it." Es klappt.
Zwischendurch ein paar Lockerungsübungen. Dann schauen wir uns gegenseitig von ganz nah in die Augen, lange - und sollen dabei keine Miene verziehen. Volker hat blaue Augen und Lachfalten, hält die Mundwinkel aber in der Waagerechten. Renate guckt bierernst. Andrea hat rehbraune, nachdenkliche Augen, schließlich aber entschlüpft ihr ein strahlendes Grinsen. Das steckt an. Gerd guckt nicht lustig, aber er zuckt so komisch mit den Nasenflügeln. Reflex oder Absicht? Spielt keine Rolle. In mir gluckst es, prustet heraus. Einfach so. „Ho!Ho!hahaha!", hüpfe ich danach immer leichter. Und meine Hände sind ganz warm vom Klatschen.
Wir lachen im Chor, in allen Facetten, lernen die Vokal-Lache - lachen auf „a", lachen auf „e". Dann stemmen wir einen Lacher wie die Gewichtheber und schütten eine so genannte „Milchshake-Lache" herunter. Bei der „Löwen-Lache" streckt Marita mir die Zunge heraus, glubscht mit den Augen, brüllt und lacht sich schimmelig. Ich mich auch. Die Scheiben des Gewächshauses vibrieren fast, so viel Ausgelassenheit und Albernheit erfüllt den Raum.
In der Pause gibt es ein ayurvedisches Mittagsmenü, als Vorspeise sogar Kichererbsensuppe (Hi!Hi!Hahaha!). Danach geht es munter weiter, mit Ballon-Spielchen oder Lachmuskel-Fitness vor dem Handspiegel. Und mit Gibberig, komischen Dialogen in Fantasiesprache. Dazwischen legt Robert immer wieder Tanz-CDs auf. Bei der jüdischen Klezmer-Musik erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Es ist wie bei einer Hochzeitsfeier nachts um halb zwei, wenn Bier, Wein und Hochprozentiges dem Volk tüchtig eingeheizt haben. Ich springe und steppe. Usi, die korpulente Rentnerin aus dem Niedersächsischen hakt Oliver, den Studenten aus Berlin, unter und wirbelt durch das Gewächshaus. Wen ich auch angucke: Ich blicke in strahlende Gesichter!
Schließlich legen wir den Kachelboden mit Matratzen aus, und Robert formt aus uns ein Menschenknäuel: „Legt euch so hin, dass jeder seinen Kopf auf dem Bauch eines anderen hat und auch jemand seinen Kopf auf euren Bauch legt."' Erst verharrt das Knäuel still. Mein Kopf hebt und senkt sich mit Gerds Atem. Da liege ich und kann nicht anders, ich beginne zu kichern. Die anderen auch. Ursula kreischt schrill. Das ist zum Piepen. Robert stößt in Maschinengewehr-Salven ein merkwürdiges Blöken aus. Das Knäuel kommt in Fahrt. Gitta neben mir, die am Morgen noch so in sich gekehrt wirkte, schnattert jetzt wie eine Gans und ringt nach Luft. „Oh nee, oh nee", entfährt es ihr. „Ich kann gar nicht mehr aufhören." Sie klopft sich auf die Schenkel und tritt mit den Füßen gegen die Scheiben des Grünhauses. Klarer Fall von Lachkoller! Nicht nur Gitta hat einen: Gerd meckert ohne Unterlass wie ein Ziegenbock. Wiehernd kommt es der Ecke von Anita und Karen. Dann wird es wieder ruhiger, von irgendwoher aber schallt wieder ein neues Gackern. Glucksend, grunzend, röchelnd, kichernd und prustend setzt die Menge wieder ein. So geht es lange, mehr als eine halbe Stunde. Mein Zwerchfell schmerzt, Seitenstiche plagen mich. Es will nicht mehr aufhören, das Lachen.
Robert setzt dem schönen Spuk ein Ende. “Ist das nicht toll?" fragt er. „So eine Stimmung, und das ohne jedes Aufputschmittel?" Das ist toll. Jawoll!
Gute Laune begleitet mich abends auf der Rückfahrt. „Hö!Ho!Hahaha! ", rufe ich immer wieder. Laut. Und beim Blick in den Rückspiegel sehe ich mich grinsen. Ganz breit.
INFORMATIONEN
Gemeinsam gelacht wird morgen, am Weltlachtag, zwischen 11.30 und 13 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt. Auf der NDR-Bühne richten Robert Butt und der Hamburger Lachyoga-Klub unter anderem einen Lachwettbewerb aus. Der Klub trifft sich außerdem einmal wöchentlich zum lockeren Lachen, im Sommer unter freiem Himmel im Hamburger Stadtpark. Ferner gibt es regelmäßige Lachpartys und Workshops. Weitere Infos unter www.lachyoga.de
Quelle: aus den “Kieler Nachrichten”
vom 3.Mai 2003