Lachyoga mit Robert Butt in den Medien
So berichtet der Stern über Lachyoga mit Robert Butt
Bericht von Tobias Schmitz
Um sich gut zu fühlen, kann man joggen gehen - oder ein Seminar für „Lachyoga" besuchen. Nach 40 Minuten Dauerkichern sieht die Welt viel schöner aus.
Bis vor kurzem mag Cleopatra - Labradorhündin, zutraulich und verspielt - ein glückliches Tier von klarem Hundeverstand gewesen sein. Dann ging Cleopatras Frauchen - Lehrerin, vielleicht nicht verspielt, aber immerhin neugierig - an einem Samstag im Oktober in ein Haus in Hamburg, legte sich auf eine Matratze, schloss die Augen, fing an zu lachen und hörte nicht mehr auf. Cleopatra blickte auf ihr Frauchen und elf andere Zweibeiner und versuchte zu kapieren. Das intelligente Tier kapierte nichts.
Es ist auch nicht zu verstehen, nicht mal für kluge Menschen. Jedenfalls nicht, wenn man nur zusieht: Robert Butt, 48, augenscheinlich ein ganz normaler Durchschnittsmensch, macht sich zum Idioten: hüpft wie ein Derwisch durch den Raum, klatscht rhythmisch in die Hände und ruft in lautem Stakkato eine Art Schlachtruf: „Hoo-hoo-ha-ha-ha!" Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Seine Schüler, elf Frauen und ein Mann zwischen 27 und 84, hüpfen mit gleicher Entschlossenheit klatschend um ihn herum: Hoo-hoo-ha-ha-ha, hoohoo-ha-ha-ha, hoo-hoo-ha-ha-ha, hoohoo-ha-ha-ha! Dies ist keine konstituierende Sitzung einer neuen Sekte, dies ist Lachyoga für Anfänger und Fortgeschrittene.
Lachen kann Menschen glücklich machen. Kann in Einklang mit sich selbst bringen, Stress lindern und Kraft für den täglichen Überlebenskampf spenden. Lachyoga hat wenig mit Humor zu tun, die Seminare sind nichts für Stimmungskanonen. Lachtrainer Robert Butt erzählt keine Witze, er zeigt Wege zum Lachen ohne Grund. „Possetiwwitäät is wunschenswäät”; formuliert der in Pakistan geborene Engländer sein Lebensmotto. Oder anders gesagt: Lachen ist gesund.
Das wissen die Inder seit Jahren. Allein in Bombay gibt es 80 Lachclubs, in denen sich Menschen regelmäßig treffen. „Eine Minute Lachen ist wie zehn Minuten Joggen”, sagt Butt. Intensives Lachen stimuliere den ganzen Körper und sorge für Wohlbefinden.
Im Laufe dieses Samstages werden sich seine Lachschüler durch mehrere Marathonläufe gelacht haben und abends wohlig-erschöpft nach Hause gehen. Viele werden noch mehr wollen und einmal pro Woche zu den Treffen von Butts Hamburger Lachclub kommen. Dann werden sie im Stadtpark stehen und lachen, giggeln, prusten, kichern, bis die Polizei kommt und nach dem Rechten sieht. Alles schon passiert. Bis dahin aber ist es ein weiter Weg. Und der ist nichts für Sozialphobiker! Körperkontakt, Augenkontakt, Konfrontation mit anderen Menschen gehören zum Konzept. Einfacher gesagt: Lachyoga ist eine tolle Übung, um sich zum Affen zu machen. Um all das zu vergessen, was Mama und Papa einem einst beibrachten: Schneide nicht solche Grimassen! Sei nicht albern! Mund zu beim Gähnen!
Lachyoga ist Gähnen und Grimasse im Quadrat. Faucht euch an wie ein Löwe! Lacht euch aus! Nach Butts schweißtreibenden Übungen ist nichts mehr peinlich - und das Lachen kommt wie von selbst. Bei der „Lach-Meditation" 40 Minuten lang, fast ohne Unterbrechung: Butt liegt mit seinen Schülern auf dem Boden. Es wird still. Bis irgend jemand anfängt zu kichern. Vielleicht, weil dieser ganze Tag mit seinen Übungen so grotesk anders abläuft als verbissenes Schwitzen auf dem Stepper im Fitnessstudio. Aus dem Kichern wird ein Glucksen. Ein Prusten. Alle lachen. Und denken an dieses ewige „Hoo-hoo-ha-ha-ha". Und lachen lauter, immer tiefer. Es ist so komisch und so schön. Wie ein Vulkan bricht das Lachen aus einer jungen Frau, eine ältere verfällt in eine Art Hexenzetern: Hehehehe! Es wird still. Dann: ein donnerndes, wieherndes Gebrüll, zwölf Menschen als Lachorchester. Eine Frau hält sich den Bauch. „Hilfe, Hilfe”, japst eine andere und reckt die Arme zum Himmel, „was ist mit mir?"
Nach 40 Minuten lacht die Frau noch immer. Unruhe kommt auf. „Das sind die körpereigenen Opiate", raunt eine Wissende von links, „sie hat die Kontrolle verloren”, Robert Butt spricht beruhigend auf die Lachende ein. „Es ist für dich beängstigend zu merken, dass du die Zügel aus der Hand gegeben hast. Aber du brauchst keine Angst zu haben”.
Minuten später hat sich die Frau wieder gefangen und krault Labradorhündin Cleopatra das Fell. Diesen Tag wird sie nicht vergessen. Der Hund auch nicht. Er grinst. Oder täuscht das?
Quelle: STERN (Spezial: Gesund Leben)
Ausgabe vom November 2003