LACHYOGA MIT ROBERT BUTT

Lachyoga mit Robert Butt in den Medien

Zeitschrift Madame

Lachen Sie sich glücklich!

Und wenn Sie nichts zu lachen haben? Kein Problem: Hier hilft Lachyoga

Bericht von Susanne Schäfer

Es war einfach zu witzig, als der arrogante Kollege gestern in der Konferenz zu seinem Vortrag ansetzte und in diesem Moment das Flipchart mit Getöse zusammenkrachte. Die Kollegen prusteten vor Lachen los. Und das geschieht dabei: Das Zwerchfell erbebt, 17 Gesichtsmuskeln gehen in Stellung, der Atem entweicht in kurzen Stößen. Dann lösen sich unterschiedlichste Laute aus der Kehle. Wasser sammelt sich in den Augen, die Brust bäumt sich auf, rund 80 Muskeln verrichten Schwerstarbeit. Lange nicht mehr so albern gewesen?

Lange nicht mehr so viel für die Gesundheit getan! Denn eine Minute lachen ist so erfrischend wie ein 45-minütiges Entspannungstraining. Anregend wie ein kurzer Dauerlauf. Befreiend wie guter Sex. Wir lachen, wenn etwas Lustiges passiert, wenn wir uns freuen - oder einfach nur glücklich sind. Schmunzeln, Kichern, Lächeln gehören zum menschlichen Programm. Seit Millionen von Jahren, quasi als Relikt der Evolution, sagen Forscher. Dem Frühmenschen, der sich noch nicht sprachlich äußern konnte, diente das Lachen als wichtiges Signal an seine Umwelt. Zum einen war es Ausdruck triumphaler Überlegenheit, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in seinem Clan stärkte. Zum anderen signalisierte es dem Gegner: ,,Ich will dir nichts Böses." Der Lachende entwaffnet sein Gegenüber, löst Spannungen, vermittelt Selbstsicherheit und Kontaktfreude, setzt den Alltag für Momente außer Kraft. Lachen ist eine zentrale menschliche Ausdrucksform, die früh gelernt, aber auch wieder verlernt werden kann. Kinder kichern hierzulande rund 400mal am Tag, Erwachsene lachen dagegen täglich nur noch ganze sechs Minuten.

An deutschen Hochschulen wird Lachforschung gelehrt, es gibt Lachärzte, Lachclubs, Lach-Yoga- Spezialisten und Humorberater, die in Firmen Frohsinn verbreiten, und sie alle haben nur eins im Sinn: Sie wollen uns unser verloren gegangenes Lachen zurückgeben. Psychologen, Neurobiologen und Verhaltensforscher untersuchen für einen relativ neuen, inzwischen anerkannten Wissenschaftszweig, die Gelotologie, sogar das Phänomen der Heiterkeit. Bereits in den sechziger Jahren hatte der Kalifornier William Fry, Pionier der Gelotologie, in einem Selbstversuch herausgefunden, dass die Aktivität der Killerzellen während der Lachphase deutlich zunimmt und diese Stimulation des Immunsystems vier bis fünf Stunden anhält. Paul McGhee, wichtigster Lachforscher der Gegenwart, wies in umfangreichen Versuchsreihen nach, dass Lachen Schmerzen reduzieren kann und ähnlich wohltuend wie eine ausgedehnte Meditation wirkt:

,,Es baut Stress ab, reduziert chronische Ängste, setzt Glücksstoffe frei und entspannt Körper und Geist." Durch die intensive Lachatmung, so der Experte, kommt es zu einem beschleunigten Austausch von verbrauchter und sauerstoffangereicherter Luft; die Verbrennungsvorgänge im Körper werden deutlich gefördert, das Herz wird nachhaltig gestärkt. Gelächter reguliert den Blutdruck, bremst Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol, verstärkt die Immun-Abwehrstoffe, setzt Glückshormone frei und entspannt die gesamte Muskulatur. Lachen, so US-Kardiologe Michel Miller, kann sogar lebensrettend wirken. ,,Wer viel lacht, ist gut gegen Herzerkrankungen gewappnet", erläutert der Mediziner seine jüngsten Forschungen.

Lachen wirkt also Wunder. Der amerikanische Psychologe Robert Zajonc konnte sogar nachweisen, dass die Veränderung der Gesichtsmuskulatur schon beim Lächeln wie eine Sauerstoffdusche auf das Gehirn wirkt. Und nicht nur das: Bei Menschen, die künstlich lachen oder zum Lachen gezwungen werden, wird die Hormonausschüttung und damit das vegetative Nervensystem ebenso positiv beeinflußt wie beim echten Lachen.

Eine Erkenntnis, die der indische Arzt Madan Kataria zur Grundlage seines von ihm erfundenen Lach-Yoga gemacht hat. 1100 Lachclubs, 32 davon in Deutschland, arbeiten inzwischen weltweit nach der Methode des 45jährigen Lachdoktors aus Bombay. Sein Rezept: Man nehme einige Yoga-Atemübungen, mixe sie mit grotesken Rollenspielen, Tierimitationen und simulierten Lachübungen, und schon kippt die künstliche Heiterkeit in eine echte, nicht enden wollende Brüllorgie um. Und alle sind glücklich und entspannt. Ein Cocktail, der wirkt.

Inzwischen versammeln sich allmorgendlich hunderte von Indern in städtischen Parks, um sich mit Hilfe von künstlichen Hoho-hahaha--Lauten, Löwenbrüllen u. ä. schließlich in echtes Gelächter reinfallen zu lassen.

,,Es ist ein unglaubliches Bild, wenn 400 Menschen zur gleichen Zeit sich gegenseitig die Zunge rausstrecken und schließlich auf dem Boden liegen vor Lachen", erinnert sich Robert Butt, der Kataria in Indien besucht und inzwischen einen Lachclub in Hamburg gegründet hat. Einmal wöchentlich treffen sich rund 15 Menschen im Hamburger Toulouse-Institut, um mit simulierten Lach-Übungen wieder zu dem ausgelassenen Kind zu werden, das sie, so Butt, lange nicht mehr waren oder noch nie sein durften. Überhaupt, glaubt Butt, gibt es eine wachsende Sehnsucht nach einfachen Entspannungstechniken, die Stress reduzieren und die Lebensfreude steigern. Und deshalb, so der Lach-Yoga-Trainer, sei die Lachbewegung schwer im Kommen. Vor allem bei Workaholics und termingeplagten Managern. Und so haben ,,Humorberater" wie Paul McGhee und Madan Kataria längst begonnen, das lukrative Feld des Betriebs-Consultings zu erschließen.

,,In den meisten Firmen wird zu wenig gelacht", erklärt Kataria, ,,aber unfrohe, gestresste Menschen arbeiten weniger motiviert und effizient." Kataria, der Konzerne wie Hewlett Packard oder Volvo in Humorfragen berät, empfiehlt bei Frust und Konkurrenzdruck im Büro seine Lach-Yoga-Übungen sowie die Einrichtung fester Lachzeiten: ,,In einer von mir beratenen Elektrizitätsfirma treffen sich die Leute jeden Morgen und lachen erst mal 15 Minuten miteinander. Die Folge: Die Krankmeldungen gingen spürbar zurück. Außerdem klagen weniger Mitarbeiter über Kopfschmerzen. Und die Kommunikation funktioniert besser."

Zuerst war sie skeptisch, doch dann siegte die Neugier:
Autorin Susanne Schäfer nahm an einem Lach-Yoga-Workshop teil

Wir stehen im Kreis, klatschen in die Hände und dann legen wir gemeinsam los; Ho-ho Ha-ha-ha. Dabei stampfen wir mit den Füßen auf. Tut einfach so, als würdet ihr lachen, hatte uns der Lach-Yoga-Trainer zu Beginn des Workshops erklärt. Früher oder später geht euer künstliches Lachen dann in echtes Gelächter über. Weil das Gehirn durch die veränderte Gesichtsmuskulatur und die imitierten Lach-Bewegungen irgendwann den Impuls erhält: Der Körper will lachen. Und dann lacht man eben. Automatisch. Klingt einfach, ist es aber nicht, weil der Kopf, zumindest meiner, einfach nicht abschalten will. Was tust du hier bloß, fragt er mich, als wir das Hände-schütteln-Lachen üben. Dabei schüttelt man einem anderen die Hand und lacht ihn voll an. Auch die nächsten Übungen, das Handy-Lachen (imaginäres Handy ans Ohr und lachend reinsprechen) und das Ein-Meter-Lachen (mit Ha-ha-ha-ha ein imaginäres Gummiband ruckartig auseinander ziehen) finde ich nicht so witzig. Ein paar Frauen kichern bereits.

Dann ist das Milkshake-Lachen dran: Wir balancieren zwei imaginäre Gläser, gießen mit einem komischen Laut die Flüssigkeit von links nach rechts und dann mit einem Ha-ha-ha in den Mund. Hört sich ziemlich blöd an und sieht auch so aus und plötzlich lösen sich die ersten Lacher aus meinem Bauch. Das Löwen-Lachen (Augen und Mund weit aufreißen, Zunge rausstrecken und richtig gemein lachen) finde ich noch komischer. Schließlich legen wir uns auf den Boden. Und dann lache ich, höre die anderen lachen, lache weiter, zwanzig Minuten am Stück. Hinterher sitze ich völlig erledigt auf dem Boden und kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe.

Quelle: aus der Zeitschrift: “Madame”
vom Mai 2002